An der Landvolkshochschule Niederalteich wurde doppelt gefeiert:
11 neue Pilgerwegbegleiter*innen sowie 19 Kräuterpädagoginnen erhielten ihr Zertifikat – endlich. Beide Ausbildungskurse sind durch „harte“ Zeiten gegangen: Der Kurs Kräuterpädagogik mit 10 Modulen begann bereits im September 2019 und sollte eigentlich im Sommer 2020 beendet sein. Die Pilgerwegbegleiter trafen sich im März 2020 zum ersten Mal und sollten ihre drei Module im September 2021 beschließen. Viele der vorgesehenen Ausbildungsmodule entfielen jedoch aufgrund der coronabedingten Schließung des Hauses von März bis September 2020 und von November 2020 bis Mai 2021. Die für die Kurse zuständigen an der LVHS, Elisabeth Simon und Annette Plank, sorgten über fleißigen Mailkontakt, über Onlinetreffen und bei den Kräuterpädagoginnen sogar über das Angebot von zwei Seminarmodulen im Onlinemodus dafür, dass der Kontakt mit den Kursteilnehmer*innen nicht abriss. Das Interesse bei den Teilnehmenden war so groß, dass sie weit über den vorgesehenen Zeitraum hinaus „bei der Stange“ blieben. Deshalb ging ein großer Dank an sie, ebenso wie an die Referenten, die viele Absprachen und Verschiebungen in Kauf nahmen und an die Belegschaft der Landvolkshochschule, die in der Ausnahmesituation jederzeit bereit war, das Beste für die Kurse zu geben.
Nun konnten beide Kurse gleichzeitig ihr letztes Modul in Präsenz absolvieren und das Zertifikat in Empfang nehmen. Vorher war bei den Pilgerwegbegleiter*innen ein eigenes Praxisprojekt, eine Pilgerwanderung, die sie organisiert, durchgeführt und dokumentiert hatten, zu präsentieren. Die Prüfung bei den Kräuterpädagoginnen bestand aus einer schriftlichen Prüfung, der Vorlage eines von jeder Teilnehmerin angefertigten Herbars mit mindestens 30 Wildpflanzen, der Vorstellung eines Abschlussprojekts und zwei Pflanzenführungen. Kein Wunder, dass die Prüfung hier zwei volle Tage in Anspruch nahm. Aber die Ergebnisse waren hervorragend. Besonders die zum Teil sehr aufwändigen und wunderschön gestalteten Herbarien und Praxisprojekte, die am Wochenende im Großen Saal der LVHS zu sehen waren, beeindruckten auch viele Gäste. Da ging es um die vielseitige Verwendung der Brennnessel, das Anfertigen von Räucherruten aus Beifuß sowie um viele andere Pflanzen, ganze Himmelfahrtsbuschen wurden von den Kräuterpädagoginnen gebunden.
Für Elisabeth Simon ist sowohl das Pilgern wie die Kenntnis der Welt der Pflanzen und ihre Kräfte ein Engagement, das spirituell sein kann und Wege zum Frieden anbietet: ohne die Bereitschaft, sich aufzumachen und offen zu sein für das, was entgegenkommt ist beides nicht möglich. Da wie dort ist die Begegnung mit der Natur, dem Schöpfer und dem Menschen zentral. Ein respektvoller und umsichtiger Umgang ist dabei für alle „Neuen“ selbstverständlich und Teil dessen, was sie weiter geben wollen. Denn, das betonte auch der Kräuterpädagoge Hansjörg Hauser, das Wissen, das erworben wurde, soll nun angewandt und weiter gereicht werden.
Bei den Pilgerwegbegleitern sind dabei neben den Fragen der Organisation, der Werbung und anderer praktischer Dinge die entscheidenden Fragen spirituell: Was bewegt mich im Leben und was trägt mich? Wie kann ich Menschen beim Pilgern den guten Rahmen bieten, damit sie Mut fassen? Ein Erlebnis bleibt diesem Kurs unvergessen: Die gemeinsame Pilgerwanderung auf dem Gunthersteig bei Regen und Kälte – dadurch war es aber besonders eindrucksvoll, lehrreich und unvergesslich.
Die Kräuterpädagoginnen haben sich mit mehr als 200 Pflanzen befasst, ihre Standorte, botanische Besonderheiten, Wirkweise und Anwendungsarten eingeprägt. Zum Lehrplan gehörten auch didaktische Grundelemente und Fragen einer möglichen Marktstrategie.
Die Kursleiterinnen freuten sich, dass sie nun die Zertifikate aushändigen konnten. Sie sind der Überzeugung, dass sie Menschen „aussenden“, die mit viel Herzblut und großer Verantwortung sich selbst investieren, und mit ihrem wertvollen Wissen zum Wohl der Mitmenschen aktiv werden. Viele Glückwünsche und ein Glas Sekt besiegelten dies.
Die Pilgerwegbegleiter*innen stehend, von links Matthias Geyer, er gratulierte in Namen des Vereins Europäischer Pilgerweg VIA NOVA und Helga Grömer, Referentin. Ganz rechts die Hausleiterin und für das Seminar Zuständige Elisabeth Simon.
Auf den Fotos sind sitzend die frischgebackenen Kräuterpädagoginnen zu sehen, in der Mitte Hansjörg Hauser, rechts neben ihm Gertrude Pammer, Referentin. Die dritte von rechts ist die zuständige Referentin im Haus, Annette Plank, stehend die zweite von rechts die Hausleiterin, Elisabeth Simon.