Im September 2024 wurde von der Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz die Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ vorgestellt. Der Inhalt der Studie hat bei landwirtschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern für Aufsehen und teilweise für Entrüstung gesorgt. Aus diesem Grund werden Dialogforen durchgeführt, ein Forum fand dabei in Niederalteich in Zusammenarbeit von Stabstelle Umwelt und Gemeinwohlorientierung des Bistums Passau, der KLB im Bistum Passau und der LVHS Niederalteich statt.
Dr. Stefan Einsiedel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sachverständigengruppe, stellte im Dialogforum zunächst den Inhalt der Studie vor und ging auf die gesellschaftlichen Kontroversen ein, die dadurch hervorgerufen wurden. Negative Folgen der globalen Landnutzung sind Teil der Studie, sie zeigt jedoch wiederum auch lösungsorientierte Vorschläge auf, um zukünftige Landnutzung positiv und auf die Umwelt fokussiert auszurichten. Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen landwirtschaftlichen Bereichen empfinden die Studie jedoch als Schuldzuweisung, die von den Autorinnen und Autoren in keinerlei Hinsicht gewollt war.
In einer Fish-Bowl-Diskussion, moderiert durch LVHS-Direktorin Barbara J. Th. Schmidt, legten Generalvikar des Bistums Passau Josef Ederer, Landwirtin Maria Magdalena Maidl, Direktor Peter Huber vom Bayerischen Bauernverband (BBV), Josef Schmid als Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) und Mitautor der Studie Dr. Stefan Ein-siedel ihre jeweilige Sicht über die Studie dar.
Generalvikar Josef Ederer hob hervor, dass Kirche weltweit präsent ist, in der Verantwortung steht und die Rolle der Vermittlung einnimmt. Peter Huber (BBV) griff auf, dass große Unterschiede bei globaler und regionaler Landnutzung vorhanden sind und dass die Studie seiner Meinung nach dabei nicht genug differenziert. In Bayern seien viele der genannten Forderungen bereits umgesetzt. Josef Schmid (ABL) hingegen steht hinter den Inhalten der Studie und dass viele Aspekte nach wie vor auch in unseren Breitengraden relevant sind. Nichtsdestotrotz findet er den Aufschrei des BBV’s gut, da dadurch der Dialog letztendlich auch erst entsteht. Er schlägt vor, gegenseitig jeweils ‚die Brille‘ zu tauschen, mit der man den Text liest. Landwirtin Maria Magdalena Maidl prägt in der Runde den Satz „Ich möchte meinen Kindern in Zukunft nicht sagen müssen: Wir kannten alle Herausforderungen und alle Lösungen und haben trotzdem zu wenig getan“.
Einige der Zuhörerinnen und Zuhörer brachten ihre Perspektive in die Diskussionsrunde ein. So wurde der psychische Druck auf Bauernfamilien angesprochen, der in der Studie nicht thematisiert wird. Zudem erhält umweltbewusstes Wirtschaften oft nicht genug ökonomische Gegenleistung, die es ermöglicht, Landbewirtschaftung langfristig nachhaltig auszurichten.
Alle Beteiligten stimmen darüber überein, dass es sinnvoll ist, den Diskurs fortzuführen, um Missverständnisse auszuräumen und um sich gegenseitig auf Augenhöhe zu begegnen.